Blutschwämmchen

Entstehung & Krankheitsverlauf

Was sind Blutschwämmchen?

Blutschwämmchen (Fachspr.: Hämangiome) sind gutartige vaskuläre Hauttumore, die sehr häufig bei Säuglingen vorkommen. Dabei entwickelt ungefähr jedes zehnte neugeborene Kind ein Hämangiom1. Mädchen sind dabei doppelt so häufig betroffen als Jungen.2 Die Blutschwämmchen entstehen entweder bereits vor der Geburt oder in den ersten Wochen nach der Geburt.2 Von diesen entstehen etwa 90 % in den ersten Lebenswochen, nur etwa 10 % sind bereits angeboren.2 In ca. 66 % der Fälle befindet sich das Hämangiom im Gesicht und in allen anderen Fällen im Bereich des Rumpfes und der Extremitäten.2 Oberflächliche Blutschwämme sind rot gefärbt und werden umgangssprachlich ​daher auch als „Erdbeerfleck“ bezeichnet. Blutschwämmchen können jedoch in vielen verschiedenen Formen auftreten und sind deshalb nur schwer in einzelne Gruppen einzuordnen.2

Vor allem im Bereich des Gesichts, der Genitalien und der Hände und Füße sollte eine zeitnahe Behandlung der Hämangiome erfolgen. Dies betrifft auch sehr groß wachsende Hämangiome, unabhängig von Ihrer Lokalisation (Stelle). Diese Formen treten bei ca. 20 % der betroffenen Kinder auf. 3 Um Blutschwämmchen zu entfernen, wurden diese in der Vergangenheit mit einer lang andauernden Kortikoidtherapie behandelt. Das Kritische an dieser Behandlungsform waren die zahlreichen und manchmal schwerwiegenden Nebenwirkungen für die Säuglinge.7


Wie wird ein infantiles Hämangiom diagnostiziert?

Ein infantiles Hämangiom kann in der Regel durch Blickdiagnostik und Anamnese diagnostiziert werden. Lediglich bei angeborenen und subkutanen (unter der Haut liegenden) Blutschwämmchen kann sich eine Diagnose schwieriger gestalten. Hierfür gibt es jedoch die spezielle Methode der farbkodierten Dopplersonographie, mit der eine eindeutige Artdiagnose getroffen werden kann.2 Die sogenannte Kernspintomographie ist bei Blutschwämmchen nur in Ausnahmefällen erforderlich. Sollte bei Hämangiomen unter der Haut eine genaue Diagnose nicht möglich sein, muss die Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie) in Betracht gezogen werden.2


Wie entstehen Blutschwämmchen?

Die Hämangiom Ursachen und Mechanismen, die zur Entstehung und Entwicklung eines Hämangioms führen, wurden wissenschaftlich noch nicht vollständig geklärt. Die Blutschwämmchen treten dabei entweder einzeln oder zu mehreren gleichzeitig auf. Prinzipiell können diese an allen Stellen entstehen, bei denen Blutgefäße bei der Organentwicklung und dem Organwachstum angelegt werden.Wachstumsfaktoren, die die Bildung der Blutgefäße (Fachspr.: Angiogenese) anregen, scheinen involviert zu sein, da vermutet wird, dass bestimmte Behandlungen deren Produktion verringern und darüber zu einer Rückbildung des Hämangioms führen. 4 Außerdem wurde festgestellt, dass bestimmte Faktoren das Auftreten von Hämangiomen begünstigen können: 5

  • Frühgeburt
  • Geringes Geburtsgewicht (weniger als 1,5 kg)
  • Verletzungen der Plazenta, die während der Schwangerschaft aufgetreten sind
  • Weibliches Geschlecht (je schwerer das Hämangiom, desto höher der Anteil an Mädchen)
  • Mehrfach-Schwangerschaft

Wie ist der Krankheitsverlauf bei Blutschwämmchen?

Infantile Hämangiome entwickeln sich klassischerweise in den folgenden 3 Phasen:2

  1. Wachstumsphase, die bis einige Monate (maximal sechs) nach der Geburt anhält
  2. Stagnationssphase, die bis zum Ende des ersten Lebensjahres anhält
  3. Regressionsphase, die je nach Endgröße des Hämangioms, bis zu einem Kindesalter von 10 bis 12 Jahren andauern kann

In der Regel treten keine nennenswerten Beschwerden bei Blutschwämmchen auf. Es können jedoch bei Verletzungen oder in selteneren Fällen spontan Blutungen am Hämangiom auftreten.3 Aufgrund des Risikos von unmittelbaren Funktionsstörungen und wegen möglicher ästhetischer Beeinträchtigungen, sollten dabei Blutschwämmchen auf der Haut, an den Lippen, den Augenlidern, der Nase und dem Genitalbereich unbedingt frühzeitig behandelt werden.6


Quellenangabe:

Quelle 1: Kinderkrankheiten; Jörg Nase, Beate Nase; GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH; ISBN: 9783833829093; Veröffentlicht 7. September 2013; Seite 174

Quelle 2: Kinderchirurgie; Dietrich von Schweinitz; Springer Berlin Heidelberg; ISBN: 9783540890317; Veröffentlicht 24. April 2009; Seite 180

Quelle 3: Energie für die Haut; Gerd Kautz; Springer Berlin Heidelberg; ISBN: 9783662564363; Veröffentlicht Oktober 2018; Seite 294

Quelle 4: Infantile Hämangiome im Säuglings- und Kleinkindesalter; Versions-Nummer: 6.0; Erstveröffentlichung: September 2002; Letzte Überarbeitung Oktober 2020; AWMF online – Das Portal der wissenschaftlichen Medien; Seite 10

URL: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/006-100l_S2k_Infantile-Haemangiome-Saeuglinge-Kleinkinder_2020-12.pdf

Quelle 5: Hemangiomas and Vascular Malformations; Dirk A. Loose, Massimo Vaghi, Raul Mattassi; Springer Milan; ISBN: 9788847056732; Veröffentlicht 14. April 2015; Seite 56, Seite 57

Quelle 6: Vascular Malformations; Ajay K. Khanna, Satyendra K. Tiwary; Springer Nature Singapore; ISBN: 9789811597626; Veröffentlicht 5. Januar 2021; Seite 41

Quelle 7: Kautz, G., Kautz, I., Cremer, H. (1999). Kortisontherapie von Hämangiomen. In: Kautz, G., Cremer, H. (eds) Hämangiome. Springer, Berlin, Heidelberg.